NewScientist– Umwelt 9.10.2013 von Michael Marshall
So werden wir die Katastrophe aufhalten. Um uns dabei zu helfen, dem gefährlichen Klimawandel aus dem Wege zu gehen, werden wir genötigt sein, die größte Industrie der Geschichte zu schaffen: Um die Treibhausgase in einem gigantischen Ausmaß aus der Luft zu entfernen. In der ersten Zeit können wir diese Zukunftsindustrie – welche als Geoengineering bekannt ist – grob skizzieren um festzustellen wie sie funktionieren würde.Der IPCC sieht das Geoengineering nun als ehrbar an. Der Grund ist einfach: Wenn unsere Treibhausgasemissionen nicht bald fallen, wird sich die Erde wahrscheinlich in diesem Jahrhundert um mehr als 2 Grad Celsius erwärmen. An diesem Punkt werden die Dinge unangenehm, denn die menschliche Gesellschaft könnte nicht mehr fähig sein, sich daran anzupassen. Doch die Emissionen steigen immer noch an, das Resultat ist, daß wir dringend Wege benötigen, um CO2 aus der Luft zu entfernen, das war das Thema der Oxford Konferenz über Negativ-Emissions-Technologien, welche im letzten Monat in Großbritannien stattfand.
Beim Zusammentreffen mit Wissenschaftlern welche diesem Treffen beiwohnten, haben wir die Effektivität und die Kosten der vielversprechendsten Methoden festgestellt. Diese beeinhalten Baumpflanzungen, zerkleinerte Felsen ins Meer zu verbringen und Millionen von chemischen „Schwämmen“ herzustellten, um CO2- Gas aus der Luft zu entfernen.
Allein solche CO2-Senken können nur einen Teil der Emissionen behandeln. Und so benötigen wir weitere.“ Wenn wir nicht einige von diesen Techniken benutzen, werden wir über 2 Grad Celsius Temperaturanstieg bekommen“, sagte Richard Lampitt vom Nationalen Ozeanografischen Zentrum in Southhampton des vereinigten Königreichs. „Ein Programm von zahlreichen Negativ-Emissions-Technologien können vielleicht gegen Mitte des Jahrhunderts einige wenige Milliarden Tonnen Kohlenstoff lagern und es sind 5-10 Millionen Tonnen vorstellbar, sagte John Shepard, auch am Nationalen Ozeanografischen Zentrum“.
Etwa gegen das Jahr 2100 mögen CO2-Senken gerade das Äquivalent der jährlichen Emissionen wieder einsammeln. Doch sind da auf der einen Seite große Kosten. Die biologischen Umsetzungen (Pflanzungen) werden große Landgebiete bedecken und Druck auf Bauernfarmen und die Tierwelt ausüben, während die Hochtechnologie- Projekte große Geldmengen verschlingen werden.
Es gibt noch andere Probleme. Es ist schwer zu verifizieren, ob Pflanzen und Ozeane CO2 absenken. Wir benötigen unterirdischen Platz um das Gas zu lagern. Und viele Techniken können Ökosysteme schädigen. Schlimmer noch, beim Entfernen von CO2 aus der Luft wird es zunehmend schwerer, mehr CO2 zu entfernen, und so werden die Methoden im Laufe der Zeit uneffizienter. Und Rechenmodelle zeigen außerdem, daß CO2- Entfernung auch Landpflanzungen in Mitleidenschaft zieht. „Diese wachsen langsamer und nehmen weniger CO2 auf“, sagt Andreas Oschlies vom Helmholtz-Institut für Meeresforschung in Kiel.
Das bedeutet , daß wir schnell beginnen müssen. Mit sofortiger Forschung um Sicherheitsabschätzungen zu machen und es innerhalb von 20 Jahren anzuwenden. Einige Methoden wie Baumpflanzungen können jetzt beginnen, andere mögen noch Dekaden entfernt liegen. Am wichtigsten von alldem ist es, daß CO2- Speicherung mit dramatischen Emissionskürzungen kombiniert werden. Wenn dies nicht geschieht, wird auch ein größeres Ozeankalkungsprogramm, welches ca. 2020 beginnt, nur geringe Effekte haben.
Es ist nicht billig. Als eine grobe Einschätzung wird es etliche Milliarden Dollars pro Jahr kosten, welches einigen wenigen Prozenten des globalen Bruttosozialproduktes entspricht. Und es macht nur dann einen ökonomischen Sinn mit einem ernsthaften Anreiz wie einem hohen Kohlenstoffpreis. Doch mit einer Kombination von CO2- Reduktion und Geoengineering könnten wir gerade noch das schlimmste des Klimawandels vermeiden. Die Grundlinie ist, daß CO2- Senkungen essentiell sind, aber wir müssen auch schnellstens die fossilen Brennstoffe abservieren.
Das ist es oder das Klimachaos.