Klima-Fälscher Connolley: Der Mann, der unser Weltbild umschrieb

Gerhard Wisnewski                                                               Kopp Online 26.12.2012

Das Kli­ma und sei­ne angeb­li­che Ret­tung sind nach wie vor in aller Mun­de. Vor Kur­zem erst ging die neu­es­te Kli­ma­kon­fe­renz in Doha zu Ende. Dem Kli­ma zulie­be sol­len wir weni­ger Auto fah­ren – und wenn, dann das rich­ti­ge.  Außer­dem weni­ger Fleisch essen, hei­zen, Strom ver­brau­chen – kurz: kom­plett anders leben. Doch genau wie die »Euro-Ret­tung« ist auch die »Kli­ma-Ret­tung« glat­ter Betrug.  Daher ist es ein­mal an der Zeit, an einen der schlimms­ten Kli­ma­schwind­ler zu erin­nern – den bri­ti­schen Kli­ma­fäl­scher Wil­liam Connolley.
Der Ein­trag bei Wiki­pe­dia ist auf­fal­lend dünn: Wil­liam Micha­el Con­nol­ley (* 12. April 1964) sei ein bri­ti­scher Infor­ma­ti­ker, Autor und Blog­ger. Bis 2007 sei er beim Bri­tish Ant­ar­c­tic Sur­vey als Kli­ma­mo­del­lie­rer beschäf­tigt gewe­sen. Er habe in Oxford stu­diert »und im Bereich Nume­ri­sche Ana­ly­se abge­schlos­sen«. Bis Mai 2007 sei er als Gemein­de­rat tätig und für die Grü­nen aktiv gewe­sen. Im Bereich Kli­ma­for­schung habe er unter ande­rem behaup­tet, »dass bereits in den 70er Jah­ren die meis­ten Kli­ma­vor­her­sa­gen eine Glo­ba­le Erwär­mung und kei­ne neue Eis­zeit vor­her­sag­ten. Bis 2007 war er akti­ver Mit­ar­bei­ter beim Real­Cli­ma­te Blog.« Sonst noch was? Ach ja: Der Mann hat­te bei Wiki­pe­dia mit­ge­ar­bei­tet, und zwar als »Kli­ma­ex­per­te«. Sei­ne Mit­ar­beit sei »lobend erwähnt wor­den«, unter ande­rem in der Wis­sen­schafts­zeit­schrift Natu­re.
Mani­pu­la­ti­ons­skan­dal bei Wiki­pe­dia
Erst ganz am Ran­de ist da auch noch nebu­lös von »Frus­tra­tio­nen« und »vor­han­de­nen Kon­flik­ten« die Rede, die nicht aus­ge­blie­ben sei­en. Und auch von ihm auf­er­leg­ten Ein­schrän­kun­gen wie dem »Ent­zug sei­ner Admin­funk­ti­on« bei Wiki­pe­dia und »zeit­wei­sen Edi­tier­auf­la­gen«. Erst hier merkt der auf­merk­sa­me Leser, dass es um den treff­li­chen Kli­ma­ak­ti­vis­ten Con­nol­ley mas­si­ven Ärger gege­ben haben muss. Am Ende des dür­ren Bei­trags ist schließ­lich in einem ein­zi­gen Satz auch von »har­scher Kri­tik« die Rede, »ein­schließ­lich der Behaup­tung, Con­nol­ley sei wesent­lich für Mei­nungs­ma­ni­pu­la­tio­nen bei kli­ma­be­zo­ge­nen Arti­keln der eng­lisch­spra­chi­gen WP ver­ant­wort­lich«. »WP« steht für »Wiki­pe­dia«.
Das war‘s dann aber auch schon. Selbst­rei­ni­gung sieht anders aus. Über das wah­re Aus­maß des Mani­pu­la­ti­ons­skan­dals rund um Con­nol­ley ver­liert die deut­sche Wiki­pe­dia näm­lich kein Wort. Dabei ist der Name »Con­nol­ley« nicht nur mit einem der größ­ten Fäl­schungs- und Des­in­for­ma­ti­ons­skan­da­le in der Kli­ma­for­schung ver­bun­den, son­dern auch mit einem der größ­ten Pro­pa­gan­da­skan­da­le bei Wiki­pe­dia. Über Jah­re trieb Con­nol­ley bei dem Online­le­xi­kon sein Unwe­sen, schrieb es im gro­ßen Stil im Sin­ne der eta­blier­ten »Kli­ma­for­schung« bzw. Kli­ma­lü­ge um und rich­te­te dabei in dem welt­weit wich­tigs­ten Lexi­kon einen gewal­ti­gen Flur­scha­den an. Aber nicht nur da, son­dern auch an der Wahr­heit und dem Welt­bild von Aber­mil­lio­nen Men­schen, die sich bei Wiki­pe­dia informieren.
Erst ver­schwand die Eis­zeit, dann das Klimaoptimum
Kaum hat­te die Kli­ma­for­schung weit­ge­hend erfolg­reich den so genann­ten »Climategate«-Skandal tot­ge­schwie­gen, bei dem Hun­der­te von E‑Mails auf­ge­flo­gen waren, in denen sich Kli­ma­for­scher über ihre Mani­pu­la­tio­nen aus­tausch­ten, da flog auch Con­nol­ley auf. Sei­ne Arbeit an der Wiki­pe­dia-Sei­te habe er bereits 2003 begon­nen, schrieb der kana­di­sche Umwelt­jour­na­list Law­rence Solo­mon, der Con­nol­leys Mani­pu­la­tio­nen erst­mals in grö­ße­rem Rah­men publik mach­te: »Con­nol­ley über­nahm die Kon­trol­le über alle Kli­mathe­men in der welt­weit meist­ge­nutz­ten Infor­ma­ti­ons­quel­le aller Zei­ten – Wiki­pe­dia. Er schrieb Wiki­pe­dia-Arti­kel über glo­ba­le Erwär­mung, den Treib­haus­ef­fekt, die gemes­se­nen Tem­pe­ra­tu­ren, urba­ne Hit­ze­inseln, Kli­ma­mo­del­le und glo­ba­le Abküh­lung neu. Am 14. Febru­ar begann er, die Klei­ne Eis­zeit aus­zu­lö­schen, am 11. August das mit­tel­al­ter­li­che Kli­ma­op­ti­mum. Im Okto­ber wand­te er sei­ne Auf­merk­sam­keit der Hockey­stick-Gra­phik zu« – einer Tem­pe­ra­tur­kur­ve, die inzwi­schen eben­falls als Schwin­del ent­larvt wur­de. »Er schrieb Arti­kel über die Poli­tik bezüg­lich glo­ba­ler Erwär­mung und über die Wis­sen­schaft­ler«, die der eta­blier­ten Kli­ma­for­schung »skep­tisch gegen­über­stan­den« (zitiert nach: klimaskeptiker.info).
Über 5.000 Arti­kel umgeschrieben
Kurz: bei Wiki­pe­dia blieb kein Stein auf dem ande­ren. In wel­chem Aus­maß Con­nol­ley das Welt­bild von Bür­gern, Poli­ti­kern und allen, die sich bei Wiki­pe­dia infor­mie­ren, umschrieb, wird erst an den Zah­len deut­lich. Alles in allem soll Con­nol­ley dem­nach nicht weni­ger als 5.428 Wiki­pe­dia-Arti­kel umge­schrie­ben oder ver­än­dert haben. 5.428 Arti­kel, die von Poli­ti­kern genau­so gele­sen wur­den wie von Wis­sen­schaft­lern, von Schü­lern genau­so wie von Stu­den­ten, Leh­rern und nor­ma­len Bür­gern. Also prak­tisch die gesam­te Kli­ma Bericht­erstat­tung bei Wiki­pe­dia. Ab 2006 stieg er auch noch für drei Jah­re zum Redak­teur des Lexi­kons auf, so dass er hem­mungs­los schal­ten und wal­ten konn­te, wie er woll­te: »Wenn Con­nol­ley das The­ma eines Arti­kels nicht gefiel, hat er ihn ein­fach gelöscht – über 500 Arti­kel mit ver­schie­de­nen Beschrei­bun­gen ver­schwan­den durch sei­ne Hand«, zähl­te Solo­mon zusam­men. »Wenn er mit den Argu­men­ten ande­rer nicht ein­ver­stan­den war, hat er sie oft sper­ren las­sen – über 2.000 Wiki­pe­dia-Mit­wir­ken­de, die mit ihm anein­an­der­ge­rie­ten, fan­den sich plötz­lich von wei­te­ren Wiki­pe­dia-Bei­trä­gen aus­ge­schlos­sen. Will­fäh­ri­ge, deren Tex­te mit Con­nol­leys Ansich­ten über die glo­ba­le Erwär­mung über­ein­stimm­ten, wur­den mit Wiki­pe­dia-Seg­nun­gen belohnt. Auf die­se Wei­se hat Con­nol­ley Wiki­pe­dia in die mis­sio­na­ri­sche Abtei­lung der Glo­ba­le-Erwär­mung-Bewe­gung verwandelt.«
Wiki­pe­dia: Der ver­zerr­te Blick auf die Wirklichkeit
Tat­säch­lich sei die gesam­te Wiki­pe­dia-Bericht­erstat­tung über den so genann­ten »men­schen­ge­mach­ten Treib­haus­ef­fekt« von nack­ter Vor­ein­ge­nom­men­heit und Kor­rup­ti­on infi­ziert wor­den, kon­sta­tier­te auch der bri­ti­sche Jour­na­list James Deling­po­le. Zwar wur­de Con­nol­ley inzwi­schen aus dem Ver­kehr gezo­gen. Das Pro­blem ist nur, dass die Conol­leys über­all sind. Denn ers­tens ist die­se Kam­pa­gne wohl kaum allein auf Con­nol­leys Mist gewach­sen. Und zwei­tens steht zu befürch­ten, dass der­ar­ti­ge Prak­ti­ken auch bei ande­ren hoch poli­ti­schen Fra­gen ver­brei­tet sind, wie etwa in Sachen Euro und Euro­päi­sche Uni­on, US-Poli­tik und welt­wei­te Kri­sen­her­de, Amok­läu­fe und Waf­fen­ge­setz­ge­bung und ande­res mehr. Tat­säch­lich muss man befürch­ten, dass Wiki­pe­dia inzwi­schen gro­ße Tei­le unse­res gesam­ten Welt­bil­des ver­zerrt, nicht nur auf dem Gebiet der Kli­ma­for­schung. Die äußerst dürf­ti­ge Auf­ar­bei­tung des Mani­pu­la­ti­ons­skan­dals auf den eige­nen Sei­ten spricht eine deut­li­che Spra­che. Und außer­dem ist kaum anzu­neh­men, dass die von Con­nol­ley mani­pu­lier­ten über 5.000 Arti­kel inzwi­schen sach­ge­recht über­ar­bei­tet wurden.