Climate Engineering

Wie sich das Kli­ma repa­rie­ren lässt

 Beim Cli­ma­te Engi­nee­ring geht es um Ein­grif­fe in Strah­lungs­haus­halt und Koh­len­stoff­kreis­lauf der Erde. (Bild: Stock.XCHNG / luc sesselle)

Neue Stu­die zu den Mög­lich­kei­ten des Cli­ma­te Engineering

Von Die­ter Nürnberger

Das Bun­des­for­schungs­mi­nis­te­ri­um hat eine Stu­die vor­ge­stellt, die sich mit den tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten befasst, gezielt ins Kli­ma ein­zu­grei­fen. Zum Bei­spiel mit Ver­fah­ren, Son­nen­strah­lung zu reflek­tie­ren oder Wol­ken zu modi­fi­zie­ren. Vie­le Ideen sind aller­dings eher noch Sci­ence Fiction.

Die Stu­die, die soeben vor­ge­stellt wur­de, gibt einen guten Über­blick über den der­zei­ti­gen For­schungs- und Wis­sens­stand auf dem Gebiet die­ser groß­tech­ni­schen Maß­nah­men, die in der Fach­spra­che Geo- oder Cli­ma­te-Engi­nee­ring genannt wer­den. Es geht hier um Ein­grif­fe in den Strah­lungs­haus­halt oder auch den Koh­len­stoff­kreis­lauf der Erde.

Die Stu­die hat sich umfas­send mit all den der­zeit noch theo­re­ti­schen Maß­nah­men befasst, und sicher­lich darf die­se Stu­die ein Stück weit auch als Sci­ence Fic­tion beti­telt wer­den. Einer der Haupt­au­to­ren ist Andre­as Oschlies vom Leib­nitz-Insti­tut für Mee­res­wis­sen­schaf­ten an der Uni­ver­si­tät Kiel. Er beschreibt recht anschau­lich, was da inzwi­schen Stand des Wis­sens ist. Etwa, wenn es dar­um gehen soll, die Erd­er­wär­mung zu verlangsamen:

»Indem bei­spiels­wei­se Spie­gel in die Erd­um­lauf­bahn gebracht wer­den. Oder dass Aero­so­le in die hohe Atmo­sphä­re gebracht wer­den kön­nen, wie es etwa auch bei Vul­kan­aus­brü­chen gele­gent­lich pas­siert. Das wäre letzt­end­lich eine Abschat­tung der Erde, eine Rück­streu­ung des ein­fal­len­den Sonnenlichts.«

»Es sind auch Ver­fah­ren vor­ge­schla­gen wor­den, die Wol­ken zu modi­fi­zie­ren, sie also wei­ßer zu machen, indem man mehr Kon­den­sa­ti­ons­kei­me in die Luft bringt. Oder indem man sogar Dächer weiß streicht. Das ist bei­spiels­wei­se in den USA vom Wis­sen­schafts­be­ra­ter des Prä­si­den­ten vor­ge­schla­gen wor­den. Damit sich die Reflek­ti­vi­tät der Erd­ober­flä­che direkt erhöht.«

Man hört es her­aus — vie­le die­ser Maß­nah­men wür­den somit nicht auf der Erde statt­fin­den, son­dern sozu­sa­gen in ande­ren, in höhe­ren Sphären.

Auf­ga­be der Wis­sen­schaft­ler war es nun, sich zuerst einen Über­blick zu ver­schaf­fen, und dann auch die theo­re­ti­schen Maß­nah­men auf ihre Pra­xis­taug­lich­keit zu über­prü­fen. Da spie­len ja sehr vie­le Aspek­te eine Rol­le: die Kos­ten bei­spiels­wei­se, die der­zeit auf die­sem Gebiet über­haupt nicht zu kon­kre­ti­sie­ren sind. Es geht auch um Neben­ef­fek­te — was heißt eine kon­kre­te Maß­nah­me bei­spiels­wei­se für den Natur­haus­halt unse­res Pla­ne­ten. Gebe es dadurch bei­spiels­wei­se ein gänz­lich ande­res Nie­der­schlags­vor­kom­men auf der Erde usw.

Die Koor­di­nie­rung der Stu­die hat Ger­not Klep­per vom Insti­tut für Welt­wirt­schaft in Kiel übernommen:

»Die Vor­schlä­ge zu Cli­ma­te-Engi­nee­ring-Tech­no­lo­gien sind im Augen­blick weit­ge­hend kon­zep­tio­nel­le Über­le­gun­gen. Häu­fig sind es auch bloß Spe­ku­la­tio­nen, was man tun kön­ne. Aus­ge­ar­bei­te­te Tech­no­lo­gien gibt es der­zeit prak­tisch nicht. Aller­dings gibt es schon Bemü­hun­gen, ers­te Tests mit ein­zel­nen Tech­no­lo­gien zu machen und das ist auch schon sehr kontrovers.«

Ein wesent­li­ches Kon­flikt­feld sehen die Autoren gera­de auch in der poli­ti­schen Dimen­si­on. Staa­ten müss­ten hier zwangs­läu­fig zusam­men­ar­bei­ten, da die Maß­nah­men meist län­der­über­grei­fend sein würden.

Und eine Fra­ge sei zudem von grund­sätz­li­cher Dimen­si­on: Soll­te nicht lie­ber alles getan wer­den, um die Ursa­chen des Kli­ma­wan­dels zu bekämp­fen, statt die Fol­gen? Ger­not Klepper:

»Das Prin­zip, dass wir for­mu­liert haben, heißt For­schung zur Bewer­tung statt For­schung für den Ein­satz von Cli­ma­te Engi­nee­ring. Wir sind der Mei­nung, dass die ers­te Prio­ri­tät das Ver­ste­hen sein soll­te, was wir über­haupt damit tun wür­den, wenn wir so etwas jemals ein­set­zen woll­ten. Wir soll­ten uns zunächst nicht mit der Fra­ge beschäf­ti­gen, wie man das am bes­ten umset­zen könnte.«

Die Stu­die wur­de im Auf­trag des Bun­des­for­schungs­mi­nis­te­ri­ums erstellt. Und auch hier wer­den Kli­ma­schutz und Anpas­sung als obers­te Prio­ri­tät defi­niert. Staats­se­kre­tär Georg Schüt­te nahm das Werk entgegen:

»Wir sind aus der Pha­se der Vor­sor­ge schon lan­ge her­aus. Wir müs­sen auch über­le­gen, wie gehen wir nun mit Situa­tio­nen um. Wir müs­sen uns fra­gen, kön­nen wir gege­be­nen­falls auch repa­rie­ren? Cli­ma­te Engi­nee­ring ist eine Repa­ra­tur­maß­nah­me, aller­dings in einer völ­lig neu­en Dimen­si­on, in einer völ­lig neu­en Grö­ßen­ord­nung. Und je grö­ßer die ange­dach­ten Ein­grif­fe sind, des­to grö­ßer ist auch die Gefahr von Neben­wir­kun­gen mit hoher Reich­wei­te, mit hoher Kom­ple­xi­tät und somit auch hoher Unsicherheit.«

Und auch wenn vie­les, was auf die­sem Gebiet ange­dacht wer­de, der­zeit wohl wirk­lich noch Sci­ence Fic­tion sei, dürf­ten ein­zel­ne Optio­nen nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, so der Staats­se­kre­tär. Man will auf jeden Fall auf dem aktu­el­len Stand des Wis­sens blei­ben, so das Fazit des Politikers.